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Adam Gimbel


Lebenslauf:





Selbstzeugnis:


31.10.1914
Meine liebe gute Mutter!
Bis jetzt habe ich alle Pakete erhalten, nur das große vom 23. ist noch nicht da. Strümpfe, Unterhosen und auch Unterjacken habe ich noch genügend, das hättest du sparen können. Zu meinem größten Bedauern musste ich vernehmen das du jetzt noch ganz alleine bist mit den 2 Kindern. Nun hoffentlich führt uns der liebe Gott alle wieder gesund zusammen, er hat uns ja bis jetzt noch nicht verlassen, wenn wir ihn nur darum bitten. Aber du könntest doch ganz schön entweder mit Käte oder mit Lot(???) zusammen sein, so bräuchtet ihr doch keine 2 Feuer, keine 2 Lampen und nur einen Topf. Liebe Mutter heute ist es gerade Samstag Abend, da dachte ich so über alles nach und da musste ich dir diese wenigen Zeilen schreiben da war es mir gerade so als ob ich mit Euch sprechen könnte. Ihr glaubt garnicht wenn man in so trauriger Lage in fremdem Lande ist, wie es einem manchmal zu Mute ist. Käte schreibt ich soll mich krank melden das kann man wegen jedem Schnupfen nicht, aber wenn es mir so weiter bleibt wie vergangene Nacht und heute werde ich es doch tun. Ich hatte nämlich die ganze Nacht heftige Schmerzen beim Atmen u. ich glaube dass Reumatismus auch nicht ausbleibt. Eben schlafe ich nachts auf einer Stubentüre mit Lumpen. Heute morgen habe ich mir ein paar Hausschuhe ge......t. Werde Frau Bohl schreiben sobald ich eine Karte habe. Habe sie noch nicht vergessen. Bestelle mir viele Grüße bei Fräulein Metzler und es wäre mir sehr leid, dass die Karte nicht angekommen wäre. Ich will abschließen und verbleibe mit vielen Grüßen und Küssen
Dein
Kind Adam

Grüße Frau Ganssert, Oma, Frau Bohl und sämtl. Leute im Hause.
Wenn ihr Ludwig schreibt, so lasst ihn vielfach grüssen.