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Brami Julius Andreae


Lebenslauf:

Brami Julius Andreae wurde am 5. Oktober 1866 zu Magdeburg als Sohn des Großindustriellen Brami Andreae geboren. Nachdem er das Gymnasium seiner Vaterstadt besucht, trat er 1886 als Leutnant bei dem Leib-Dragoner Regiment (2. Großherzogliches Hessisches) Nr. 24 in Darmstadt ein. Große Begeisterung für seinen Beruf war ihm eigen. Der Vorwärtsdrang erfüllte ihn und so vertauschte er, nachdem er sich in hiesiger Stadt die Sporen verdient, den grünen Dragonerrock mit der roten Attila der Blücher-Husaren zu Stolp i. Pom. wohin er als etatsmäßiger Stabsoffizier gekommen. Der Kriegsbeginn fand ihn als Major und Kommandant bei dem Res. Ulanen Rgt. Nr. 6. Obschon ihm der Abschied von den Seinen nicht leicht fiel, jauchzte sein Herz als es dem alten Erbfeind entgegen ging. Pflichttreue und Siegeswille beherrschten sein Denken und Tun. Sein Rgt. beteiligte sich im August 14 an den heißen Treffen bei Longwy u. im Oktober desselben Jahres an den Kämpfen bei Etain. Bis Febr. 16 nahm es als Grabentruppe an dem gewaltigen Ringen um Verdun teil. Beim Angriff auf diese Veste am 21. 2. versah es den äußerst schwierigen Melde- und Nachrichtendienst. Von April bis Mai 16 lag es in Ruhe im Elsaß, war aber mit dem Sicherungsdienst gegen die Schweizer Grenze beauftragt. 7 Wochen lang gab es dann Stellungskämpfe vor Reims und hier erhielt Major Andreae das Kommando über einen großen Frontabschnitt. Ende Juni wurde das Rgt. aus dieser Stellung wieder herausgezogen und in der Champagne bei Aub‚rive eingesetzt, wo es bis zu seiner Auflösung Sept. 16 verblieb. Daß es stets Gutes geleistet, beweisen verschiedene Anerkennungen, die ihm von den vorgesetzten Dienststellen [...] gezollt worden sind. Das Zusammenleben der Stabsoffiziere war immer harmonisch und schön, wozu die Wesenheit von Major Andreae vor allem beitrug. "Ich weiß, daß ich so etwas Ähnliches in meinem Soldatenleben nie wieder finden kann!", äußerte einer seiner älteren Kameraden, und auch alle anderen denken noch heute voll aufrichtigen Dankes ihres gerechten, teilnehmenden, schneidigen edlen Vorgesetzten. Von Oktober 16 bis Sommer 17 war Major Andreae Kommandeur des Inf. Leib.Rgts. Großherzogin (3. großherzogl. hess. Nr. 117) und betätigte sich in der Somme-Schlacht, bei Bouchavenes, St. Mikiel (?) u. Chaulnes. Ungeheure Strapazen gab es da zu ertragen. Tage- und wochenlang durften die wackeren Kämpfer ihre feuchten Unterstände kaum verlassen. Bewegung fehlte und die Augen erblindeten schier von dem beständigen künstlichen Licht. Wo ein deutscher Soldat vom obersten Kriegsherrn hinbefohlen wird, geht er hin und tut seine Schuldigkeit. Mit Leib und Seele Kavallerist, begrüßte Major Andreae, nachdem er eine Zeitlang als Infanterist dem Vaterlande gedient mit großer Freude seine Berufung zum Rgt. Jäger zu Pferde Nr. 7 nach Rußland. Aber was ihm als Glück erschienen war, sollte sein schnelles Ende herbeiführen. Die tückische Ruhr überfiel ihn in wie der Dieb in der Nacht. Trotz ärztlicher Bemühungen hielt der durch das lange Kriegsleben erschöpfte Körper den Attacken der bösen Krankheit nicht stand. Mit Kampfereinspritzungen wurde das Heldenherz zum Schlagen genötigt, bis Gattin und ältester Sohn am Schmerzenslager des Tapferen zu Wilna angelangt waren, um ihm voll gewisser Liebe noch einmal in die brechenden Augen zu schauen. Am 30. Juli 1917 schloß er sie für immer.



Selbstzeugnis:

[Postkarte]
Frau Major
Andreae
Stolp i. Pomm
Pension B....

[Poststempel: 10. 8. 1914, Leipzig]
Regiment in vorzüglicher Verfassung an die Westgrenze unterwegs. Überall großartig
aufgenommen. Es sind große Tage. GK. Br.