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Karl Diller


Lebenslauf:



Referendar Karl Diller, Landsturmrekrut 7. Inf.-Rgt. 254/11 gefallen am 24. 8. 1915 bei Mignolany Gouvernement Wilna. Als Sohn des Fabrikanten Julius Diller und dessen Ehefrau Berta geb. Martin zu Hochheim bei Worms am 11.9.1886 geboren, besuchte er im schulpflichtigen Alter die Vorschule in Worms und darauf das Gymnasium dortselbst, das er im Herbst 1905 mit dem Maturitätszeugnis verliess. Er wandte sich dem Studium der Rechte zu und studierte nacheinander auf den Universitäten Bern, Leipzig, Zürich, Giessen. Im Laufe seiner Studienzeit wurde er bei 2 angesehenen Kösener Korps aktiv (Saxonia-Leipzig, Tigurinia- Zürich). Am 23. 3. 1913 bestand er an der hessischen Landesuniversität Giessen das Referendar-Examen und bereitete sich anschliessend hieran für seine Doktor-Dissertation vor. Die Arbeit behandelte das Thema: "Die Aufrechnung mit bedingten Forderungen und gegenüber bedingten Forderungen nach bürgerlichem Recht und Konkursrecht." Die Abhandlung liegt bereits seit August 1914 an zuständiger Stelle zur Prüfung vor. Infolge des Krieges wurde jedoch von einer endgültigen Fertigstellung abgesehen. Bei Ausbruch des Krieges stellte sich Karl Diller freiwillig dem Heere zur Verfügung, wurde jedoch infolge einer bei einer Mensur erhaltenen Verletzung des linken Auges, wodurch er an Sehkraft bedeutend einbüsste, als untauglich zurückgestellt. Da also keine Aussicht bestand, dass er in absehbarer Zeit zu Heeresdienst zugezogen wurde, meldete er sich nach Offenbach zum Referendardienst am Amtsgericht und war bis zu seiner Einberufung - 24. 2. 1915 - dortselbst beschäftigt. Nachdem er nunmehr zum Heeresdienst eingezogen war, wurde er dem Inf.-Rgt.115/4 zugeteilt. Nach einer 4 monatigen Ausbildung, während welcher Zeit er gleichzeitig an einem Offiziers-Kursus teilnahm, rückte er am 25.6.1915 nach Russland aus. Nach einer mehrtägigen Fahrt langte er in Russland an und wurde dort dem Inf.-Rgt.254/11 zugeteilt. Durch ungewohnte Arbeit, Schanzen etc., zog er sich eine Blutvergiftung an der rechten Hand zu. Da diese einen operativen Eingriff bedingte, wurde er am 19.7.1915 ins Lazarett nach Suwalki überwiesen. Da am 6.8.1915 seine Kompanie durch Suwalki kam, schloss er sich derselben, obwohl noch nicht ganz geheilt, an und war seit diesem Tage wieder an der Front, bis ihn am 24.8.1915 eine feindliche Kugel traf, die einen jungen, für sein Vaterland so begeisterten Kämpfer, sein Leben kostete.




Selbstzeugnis:

[Über einer Zeichnung]
Mein Quartier vom 10. bis 12. August in Kowno. (In Reserve.) Links der Ausgang
eines russ. Schützengrabens, rechts unsere angebaute Strohhütte. - 12. VIII. 15




Liebe Mutter !
Aus obiger Zeichnung kannst Du ungefähr ersehen wie wir hier draussen hausen.
Ein Stück eines verlassenen, gedeckten russischen Schützengrabens haben wir uns mit frischem, ungedroschenem(!) Stroh wohnlich gemacht. Wegen der Läuseplage habe ich es mit 3 Kameraden es vorgezogen, einen luftigen Anbau uns zu bauen. Nachts ist es mir hier oben schon recht kalt, so daß wir daran denken, unsere Strohhütte zu heizen!
Neues Quartier liegt etwa 20km vor der Festung Kowno. Wir sind hier in Reservestellung, liegen also noch nicht im Schützengraben. Der Stellungskrieg wird überhaupt für uns vorüber sein. Bedenke dies bei Deinen Liebesgaben. Vor allem bitte ich wieder um Zucker, Schokolade und um die schon gewünschte wasserdichte Weste. Weiterhin Gel‚e und Schnaps!
Herzlichen Gruß Dein Sohn Karl

Kowno wird wohl in ein paar Tagen fallen, dann heißt es aber marschieren.