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Fresenius, Otto
Dokument


Otto Fresenius


Lebenslauf:

[Brief mit schwarzem Trauerrand]

Wiesbaden, 31.10.15
Heinrichsbach [?] 2

Herrn Stadtbibliothekar Noack
Darmstadt

Dem durch gefälliges Rundschreiben vom 28. September ausgesprochenen Wunsche nachkommend überreiche ich Ihnen anliegend ein Bild meines am 9. August 1915 bei Zawadowka in der Nähe von Cholon in Russisch-Polen gefallenen Sohnes, des Hauptmanns im 25. Res. Feldartillerie Rgts. Otto Fresenius für das Historische Museum und Archiv der Stadt Darmstadt.
Weiter füge ich bei:
1) einen kurzen Lebenslauf des auf dem Felde der Ehre Gefallenen.
2) einen von ihm selbst vom Beobachtungsstand v. östl. Rusakow am 29. 5. 15
geschriebenen Brief.
3) eine Abschrift der Ansprache, welche der Ev. Div. Pfr. der 25. Res. Division Herr
Hoffmann am Grabe meines Sohnes bei der Beerdigung gehalten hat.
4) eine Abschrift des Briefes, den Herr Oberstleutnant v. Petry. Kommandeur des 25. Res. Feldartille. Rgts. am Todestage meines Sohnes an mich geschrieben hat.
5) eine Abschrift des Beileidsbriefes, den mir General Deinhard, früher Kommandeur des Großherzogl. Feld-Artillerie-Rgts. Nr. 61, am 24. 8. 15 aus Baden-Baden geschrieben hat.

Hochachtungsvoll

........Fresenius
Gehm. Regierungsrat und Professor



Kurzer Lebenslauf
des
Hauptmanns Otto Fresenius
+ 9/8/15


Otto Anton Gustav Emil Fresenius wurde geboren am 14. April 1883 zu Wiesbaden als Sohn des Geheimen Regierungsrates Prof. Dr. Remigius Heinrich Fresenius und dessen Ehefrau Eva Marie Charlotte geb. v. Heusch. Seine Schulbildung erhielt er in der Vorschule und dann auf dem Königl. Humanistischen Gymnasium zu Wiesbaden, das er Ostern 1902 nach Ablegung des Maturitätsexamens mit dem Zeugnis der Reife verließ. Er trat dann sofort als Fahnenjunker in das Großherzgl. Hessischen Feld-Artillerie-Regiment Nr. 61 in Darmstadt ein, wurde Leutnant, dann Oberleutnant und verblieb in dem Regiment (von Oktober 1912 ab zur Kriegsschule - dann in Berlin kommandierth bis zum Ausbruch des Krieges 1914. Er wurde damals dem ....[?]errichteten Res. Feldartill. Rgt. Nr. 25 zugeteilt und war zunächst Adjutant der II. Abteilung. Er machte von Anfang an alle Gefechte und Schlachten in Belgien und Frankreich mit, an denen das Regiment beteiligt war. Für Tapferkeit vor dem Feinde wurde ihm das Eiserne Kreuz II. Kl. und die hessischen Tapferkeitsmedaille verliehen. Am 5. November 1914 wurde er verwundet bei bei Wytschaete und dann zur Heilung nach der Heimat beurlaubt. Während dieses Aufenthaltes in Wiesbaden wurde er zum Hauptmann ernannt, mußte am 17. Dezember 1914 wieder hergestellt zu seinem nun in Russisch-Polen kämpfenden Regimente und übernahm die Führung der 5. Batterie. Als Batterieführer kämpfte er mit seinem Regimente in Polen, in den Karpathen und in den Beskiden und dann wieder in Polen mit solcher Auszeichnung, daß er wiederholt zum Eisernen Kreuz 1. Klasse eingegeben wurde, bis er am 9. August 1915 bei Zawadawka durch einen Schrapnellkopfschuß den Heldentod erlitt, etwa um die Mittagszeit. Am gleichen Tage, abends 8 Uhr wurde er in der Nähe der Stelle, wo am Morgen seine Batterie stand, bei Zalucze (in der Nähe von Cholon) im Beisein des Brigadegenerals von Schippert, des Offizierskorps seines Regimentes und der Unteroffiziere und Mannschaften seiner Batterie feierlich mit militärischen Ehren begraben. Die Leichenrede hielt Herr Divisionspfarrer Hoffmann.





Selbstzeugnis:










Beob. Stand i. östl. Rusakow, 29.5. 15

Liebe Mama!

In diesem Briefe schicke ich einen Anzahl kleiner Bilder, die Lt. Müller aufgenommen hat. Sie stammen noch aus dem Visava Tola [?], also vom April, gehören also zeitlich zu den Briefen jener Wochen. Auf der Rückseite stehen Erläuterungen.
Nun zunächst besten Dank für Deine letzte Karte vom 20., die ich vorgestern erhielt.
Es geht jetzt, da die Bewegungen abends zum Stillstand gekommen sind, mit der
Feldpost wieder rascher. Hoffentlich hast du auch meine beiden Briefe aus Busikow vom 6. oder 7. erhalten. Sie haben vielleicht länger gebraucht, als meine Kartenbriefe vom 11. u. 13.. Bei allen Briefen muß man sehr das Datum beachten.
Leider ist ja fast alles, was man über die kriegerische Lage schreibt, längst überholt.
In meinem letzten Briefe (Kopfzeichnung des Jägerhauses) schrieb ich schon, wie wir die Bahnlinie Przemisl - Lemberg bedrohen. Jetzt hat sich um die, von den Russen in aller Eile armierte Festung, schon bald der Ring geschlossen; denn gestern sah ich von meiner Beobachtung aus im Rücken des Feindes auf große Entfernung (etwa 15 km) schon Sprengpunkte, die nur von der Armee Mackensen herrühren konnten. Abends und Morgens hatte man auch aus dieser Richtung dumpfen Kanonendonner gehört. Ich meldete das auch. Meine Meldung wurde auch durch die Nachrichten von der Armee Mackensen bestätigt.

[Folgt eine Zeichnung der Bahnlinie Przemysl - Lemberg]

Die Zeichnung soll Euch die Lage erläutern. (Blau = eig. Truppen; rot = fdl. " )
Will sich der Feind nicht ganz einkreisen lassen, so muß er mit seinen Hauptkräften auf Lemberg zurück. Przmysl, in dem er eine Besatzung lassen wird, fällt uns dann hoffentlich bald in den Schoß, während wir mit der Hauptfront weiter gegen Lemberg vordrücken werden. Der hartnäckige Widerstand der Russen hier dient meiner Ansicht nach nur dazu, um den Abtransport nach Lemberg zu gewährleisten. Wir (das Beskiden Korps) sind hier an der Südfront am weitesten vor, die Kämpfe hier bis zur Einschließung wegen der Flankierungsmöglichkeiten nicht einfach. Hoffentlich stören die Bundesbrüder in der Bukowina nicht durch allzu starkes Zurückgehen die schönsten Berechnungen. Jedenfalls ist schon Großes erreicht: Nicht einmal hinter dem See u. gestützt auf Przmysl haben die Russen standhalten können!
Leider soll bei weiterem Vorgehen die Gegend immer flacher und reizloser werden, viel Sand und Sümpfe. Hier ist es noch recht bergig und z.T. bewaldet.
Da ich auch an Erwin und Ohm Achim nichts Weiteres zu berichten weiß, so bitte ich dich wiederum, diesen Brief nach B. zu schicken. Erwin besten Dank für seine Briefe, "Täge" und Ausschnitte, Ohm Achim für Nr. 52. Hoffentlich macht die Genesung Ohm Sigismunds weitere Fortschritte!
Paketpost haben wir bis jetzt noch nicht erhalten, von Reni erhielt ich gestern einen stenogr. Kartenbrief. Von Tante Lilli, der ich herzlich danken lasse, einen sehr freundl. Brief, in dem sie auch von einer Antwort ausdrücklich entband. Ich werde mich aber bei Gelegenheit bedanken.
Viele Grüße, besonders an dich, Papa und Großm. das doppelte Bild ist schön sowie alle Verwandte.

Dein Sohn

Otto

[links unten:] Nr. 59


[Zeichnung im Feldpostbrief]
[Weitere Dokumente:
1) Beileidsbrief des Vorgesetzten
2) Ansprache des Pfarrers bei der Beerdigung
3) Beileidsbrief des Generals Deinhard
[masch., zu: Otto Fresenius]

1) Beileidsbrief des Vorgesetzten


Abschrift

streng vertraulich

0. U. Zalucze den 9/8o15 10 abds.

Sehr geehrter Herr Geheimrat!

lch habe leider die traurige Pflicht, Ihnen und Ihrer verehrten Familie den Kummer zu bereiten, durch die Mitteilung, dass Ihr Herr Sohn heute Mittag den Heldentod erlitten hat.

Ich war noch kurz vorher auf seinem Beobachtungsstand und hatte mich mit ihm längere Zeit über dienstliche und politische Fragen unterhalten, dann hiess es plötzlich vor, da die Russen ihre Stellung geräumt hatten. Mein Rgt. sollte verfolgen. lch war durch das brennende Dorf Zawadowka durchgeritten, hatte die neuen Stellungen der II. Abt. angewiesen. Die Btt. Chefs gingen zur Auswahl der Beobachtungsstellen vor, Ihr Herr Sohn mit Hpt. Plesser der 6 Bttr. und dem Begleitpersonal in folgender Reihenfolge: Zuerst Hpt. Plesser, dicht dahinter der Vizewachtmeister Rotärmel', dann der Scherenfernrohrträger, zum Schluss Ihr Herr Sohn. Sie gingen vorsichtig gedeckt auf eine Höhe vor, die rechts rückwärts von mir lag. Plötzlich zerplatzten 2 fal. Schrapnells dicht neben mir und dann etwa 200m rechts hinter mir. Das eine Schrapnell platzte dicht vor den Herren hinter der Höhe. Hpt. Plesser erhielt einen Schuss durch den Arm, Schultergelenk und Schulter, Rotärmel bekam nichts ab, beim dritten wurde das Scherenfernrohr durchgeschlagen und Ihr Herr Sohn bekam eine Schrapnellkugel, die durch den Helm, durch den Kopf und durch die hintere Seite des Helms ging. Er sank lautlos um und war sofort tot. Es war südlich des Dorfes Zawadewka. Am Abend um 8 Uhr haben wir ihn in einem Sarge, den die Leute gefertigt hatten, an der Stellung s. Bttr., die sie am Morgen eingenommen hatte, am Waldrand sdl. Zalucze unter einer schönen Baumgruppe zur ewigen Ruhe bestattet. Ich habe ihn von der Krankentrage in den Sarg gelegt, seine Züge hatten den energischen Ausdruck wie immer. Unser Divisionspfarrer Hoffmann hielt eine ergreifende Trauerrede , das Offizirscorps des Rgts., seine Bttr. und der Brigadestab, General v. Schippert, waren anwesend, 3 Salven krachten als letzte militärische Ehrung über seinen Grabe und dann haben wir unser stilles Gebet verrichtet.

Wir alle haben ihn als Soldaten, als Menschen, und Kameraden sehr hoch geschätzt.
Einen der Besten unseres Rgts. haben wir verloren, mit Ihnen und Ihrer Familie trauert das Rgt. um diesen schweren Verlust. Seine Dienste und Taten werden unauslöschlich in der Geschichte des Rgts. weiterleben. - Ich persönlich, der seine Fähigkeiten und Leistungen genau kannte, verliere sehr viel durch seinen schönen Soldatentod. Er war ein nicht bequemer Untergebener, aber ich habe mich stets hervorragend mit ihm verstanden. Unermüdlich im Dienst und pflichttreu bis äussersten Grenze der Möglichkeit.

Ich möchte Ihnen und Ihrer verehrten Familie keine Trostworte sagen, sie erübrigen sich, nur Eines möchte ich als sein Kommandeur und Freund aussprechen. - Er ist als Held gefallen in treuester Pflichterfüllung. Zwei Mal hatte ich ihn zum Eis. I. Kl. eingegeben, er hatte es leider bisher noch nicht erhalten können. General von Schippert hat mich beauftragt, Ihnen und Ihrer Familie seinen besonderen Schmerz auszusprechen, dass er diesen tüchtigen Offz. aus s. Brigade verloren hat. Und nun behüt Sie Gott Herr Geheimrat, Sie u. Ihre verehrte Familie in Ihren Schmerze. Wir werden ihn nie vergessen und hier draussen weiter unsere Pflicht tun bis wir die Feinde geschlagen haben. Es grüsst Sie herzlich Ihr gehorsamer und getreuer
Petry


2) Ansprache des Pfarrers bei der Beerdigung




Ansprache
bei der Beerdigung des Herrn Hauptmanns
Fresenius
5/R.F.A. 25

Kameraden, vor wenig Tagen ist es ein Jahr gewesen, dass das Deutsche Volk ausgezogen ist zu diesem grossen Kriege. Jeder von uns wusste damals, was auf dem Spiele stand. Es ging um Deutschlands Leben. Und weil diese Erkenntnis so tief ging, stand der Geist unserer Väter noch einmal unter uns auf. Voll heiliger Hingebung zog Deutschlands Jugend in den Kampf. Niemand stellte sich zurück. Wer konnte solcher Glut widerstehen? Wo sich der Feind zeigte, wurde er geworfen und musste geschlagen zurückfluten. Deutschland liess sich nicht aus der Zahl der Lebendigen streichen.

Ein Jahr ist vergangen seitdem. Viele, die damals begeistert ihr alles einsetzten, haben ihre Treue mit dem Leben bezahlt. Viel Helden sind gefallen und haben ihr Leben gelassen für die Brüder. Viel kostbares Blut ist geflossen und unwiederbringlich dahin.

Auch heute müssen wir wieder einem das Grabgeleit geben, der ausgezogen war mit jener selbstverständlichen Begeisterung, die alle gepackt hatte. Wieder müssen wir einem der Kameraden auf ewig Lebewohl sagen, die wir nicht vergessen können und die eine empfindliche Lücke unter uns zurücklassen.

Mit Hauptmann Fresenius ist ein tapferer Soldat von uns gegangen, einer von jenen, die ganz davon durchdrungen waren, dass es jetzt keine, aber auch keine andre Aufgabe für uns gibt, als Krieger unseres Volkes zu sein. Für den evangelischen Christen ist sein Beruf ein Stück Gottesdienst, wenn nicht der vornehmste Gottesdienst überhaupt. So war der Entschlafene Soldat! Und vielleicht hat er manchmal zu wenig an sich gedacht, vielleicht zu sehr und mehr als nötig, der Gefahr sich ausgesetzt. Furcht kannte er nicht. Schon einmal bekam er eine Mahnung, heute ging der Todesengel nicht mehr an ihm vorüber.

An seiner Spezialwaffe hing der Dahingeschiedene mit leidenschaftlicher Liebe.
Aus seinen Geschützen herauszuholen was irgend ging, wer sein stetes Anliegen. Ein Artillerist, der sich an die höchsten Aufgaben wagte, geht mit ihm verloren. Weil ihn die Bedeutung des Geschützes in diesem grossen Ringen voll aufgegangen war, war sein Ehrgeiz als Führer der Geschütze kein geringer. Wie oft hiess es, wenn man fragte, welche Batterie dem Feind zunächst stünde: "Die Batterie Fresenius." So steht sein Bild in dieser Scheidestunde vor uns: Ein tüchtiger Soldat, ein vorzüglicher Artillerist. Und wie ich weiss war Hauptmann Fresenius nicht nur als tüchtiger und vorbildlicher Batteriechef bei seinen Soldaten in grossem Ansehen. Mehr noch galt ihm. Kameraden, eure warme Verehrung, weil er nicht nur Euer Führer, sondern auch Euer Kamerad war, der jeden gelten liess und dem jeder sein Herz ausschütten durfte.

Uns andern aber bleibt seine Gestalt noch vor Augen als die eines liebenswürdigen, stets gefälligen Menschen, dem alle Zugeknöpftheit und kühle Gemessenheit fern lag. Vielleicht darf man jetzt auch das sagen, dass wohl hinter seiner heiteren Ruhe noch mehr lag als bloss äussere Höflichkeit. Mir scheint, in der Tiefe seines Wesens lag der Sinn für etwas, was über die nächstliegenden Aufgaben und die Sorge für Speis und Trank und ein trockenes Lager - Dinge, die uns durch den Lauf der Ereignisse nur allzusehr beschäftigen - hinausging. Man darf es hier wohl aussprechen, dass er freudig jede Gelegenheit begrüsste, bei der wir uns einmal erheben konnten über die Dinge des Alltags, wo wir dem Ewigen näher traten.

Kurz, es gilt von ihm das Wort: "Wie sind die Helden gefallen im Streit. Es tut mir leid um dich, mein Bruder Jonathan."

Kameraden! An sich ist es nichts Besonderes, dass wir einen zur letzten Ruhe begleiten, der uns ein lieber Kamerad war. Ach Gott, wie oft mussten wir schon diese letzte Liebespflicht erfüllen. Wir sind darob schon fast ganz stumpf geworden und denken kaum noch darüber nach. Und doch ersteht an den Gräbern unserer Gefallenen immer wieder die Frage: "Ist's denn möglich, dass es Gottes Wille ist, dass so viele Werte, wie uns dünkt, sinnlos zerstört werden? Ist's möglich, dass da ein Gott sein Ja und Amen dazu sagt?"

Ach ja, es ist möglich. Aber es ist, als wolle uns Gott an den Gräbern unserer Teuren zurufen: "Ihr Menschen, hätte ich Euch bloss für dies Leben geschaffen, ganz anders hätte ich meine Welt einrichten müssen. So aber habe ich etwas Höheres und Besseres mit Euch vor." In diesem Glauben legen wir auch diesen Braven ins Grab mit der Gewissheit, dass Gott zur Frucht reifen lassen wird, was hier nur erst hat Blüte sein dürfen. Es gibt eine Welt der Vollendung; denn Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen. Was der grausame Krieg uns an Werten nimmt, das geht in Gottes Welt ein, wo nicht mehr Kampf, noch Leid, noch Geschrei sein wird.

In dieser Hoffnung legen wIr diesen Kameraden im fremden Land Ins Grab. Wir bitten den Allmächtigen, er möge sie auch den Trost seiner Angehörigen bleiben lassen. Wir aber bleiben zurück in dieser Welt des Kampfes und des Streites. Die Aufgabe, die so viele täglich aus der Hand legen müssen, geht weiter an uns. Wir wollen an Gräbern keinen Hass predigen. Die Feinde, die uns diesen schweren Kampf aufgedrungen heben, nehmen uns täglich von unseren Besten. Wir scheiden nicht von ihren Gräbern mit dem Rufe: "Rächet sie"; aber mit dem festen Entschlusse auszuharren und nicht eher zu ruhen, bis der Sieg unser ist. Soviel kostbares Blut darf nicht umsonst geflossen sein. Vor einen Jahr zogen wir aus, lodernde Begeisterung im Herzen. Wir müssten lügen, wollten wir sagen, wir hätten sie noch. Aber eins dürfen wir nicht verlieren: Die Treue bis zum Tode, die stille ruhige Pflichterfüllung. So ehren wir unsere Helden am besten.
Amen.
Hoffmann
Ev.Div. Pfr. 25. R.D.


3) Beileidsbrief des Generals Deinhard

Abschrift
zur Zeit Baden-Baden 24. 8. 15

Sehr geehrter Herr Geheimrat!
von Darmstadt schreibt man mir, dass Ihr Herr Sohn gefallen, den Heldentod für sein Vaterland gestorben. Aufs tiefste hat mich diese Nachricht erschüttert, für ihn, aber auch für Sie, Herr Geheimrat u. Ihre ganze Familie. Noch sehe ich Sie und Ihren Sohn vor mir stehen, als Sie ihn mir - etwa wohl 1901 - brachten, um ihn eintreten zu lassen. Ich sehe noch sein strahlendes Gesicht, als ich ihm die Einstellung zusagte u. auch Ihren glücklichen Gesichtsausdruck, als Sie den Wunsch Ihres Sohnes erfüllt sahen; und dieses glückstrahlende Gesicht, dieser selten liebenswürdige Ausdruck blieb immer derselbe, war es bei Erteilung eines dienstlichen Auftrage, war es im kameradschaftlichem Kreise, aber am glücklichsten strahlte es, als er von uns Abschied nahm, um herauszuziehen gegen den Erbfeind, seine Lebensaufgabe zu erfüllen. In diesem liebenswürdigen Menschen steckte aber auch ein ganzer Mann, voll Energie und Pflichttreue, darüber herrschte bei seinen Kameraden und Vorgesetzten nur eine Stimme. Er gehörte stets zu den von mir am höchsten geschätzten Offizieren des Regiments; ich darf sagen, ich habe ihn liebgehabt.
Durch Briefe des Hauptmann Trumpert (an seine Familie) habe ich seine letzten Lebensmonate noch verfolgen können. Das letzte, was ich von ihm hörte - Anfang dieses Monats - war ein Brief des Obersten von Petry, in dem dieser schrieb, dass er seinen Hauptmann zum E.K. I. Kl. eingegeben. Gott der Herr hatte ihm aber die Palme des ewigen Friedens schon jetzt bestimmt gehabt! Tiefes Mitgefühl habe ich mit Ihnen und den geehrten Ihrigen, sehr geehrter Herr Geheimrat. Sie haben Ihr Kind ja noch besser gekannt als ich, wenn er meinem Herzen aber schon so nahe gestanden hat, wie mag da Ihr Herz jetzt fühlen; er war Ihnen gewiss ein treuer Sohn in jeder Hinsicht, der Ihnen nur Freude im Leben gemacht hat. Worte des Trostes gibt es da nicht, nur der Gedanke wird auch Sie stützen: Er hat sein Herzblut hergeben würfen für seines Vaterlandes Rettung und zukünftige Grösse, u. darauf können Sie als sein Vater stolz sein.
Mit Ihnen allen trauernd bin ich Herr Geheimrat
Ihr sehr ergebenster
Deinhard