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Robert Kleinen


Lebenslauf:



Robert Kleinen,
geb. zu Worms am 28. September 1897, Student, Leutnant der Reserve, Fußartillerie Bataillon 80, 2te Batterie (eingetreten in das Fußartillerie-Regiment 18 am 22. März 1915), verwundet am 4. September, gestorben am 5. September 1917. beerdigt auf dem Soldatenfriedhof zu Thourout. Inhaber des Eisernen Kreuzes II. Kl. und der Hessischen Tapferkeitsmedaille. Kämpfe an denen er teilgenommen hat: Stellungskämpfe in Lothringen vom Nov. 1915 bis Juli 1916. Stellungskämpfe vor Verdun, Westfront, vom Aug. 1916 bis Februar 1917. Kämpfe vor Reims bis Ende Juni. Stellungskämpfe im Ober=Elsaß bis Mitte Juli. Abwehrschlachten in Flandern von Ende Juli bis 4. September.


[Dabei noch zwei Todesanzeigen für Robert Kleinen, "Leutnant d. Res., Inhaber des Eisernen Kreuzes 2. Kl. und der Hess. Tapferkeitsmedaille", aufgegeben durch Hauptmann Koenig u. Oberleutnant Solf.]]





Selbstzeugnis:


Menin 3. 8. 1917
Liebe Eltern!
Nun endlich komme ich zu ausführlichem Bericht.
Also ich war gut hier angekommen und verlebte noch einen Tag und die Nacht auf Sonntag, die den richtigen Vorgeschmack für den Betrieb draußen gab. Am Abend begann unerhörte Trommelei, gegen die die Champagna garnichts war. Dazu Fliegerbesuch, sodaß kein Schlaf heraus kam. In der Dunkelheit fuhren wir mit dem Wagen hinaus. Am Horizont dauernd Mündungsfeuer und Leuchtkugeln und rabenfinstere Nacht, ein schönes Schauspiel. Zuletzt noch ein größerer Fußmarsch oder besser Lauf, dann waren wir am Ziel. Man hat an der Westfront noch nicht ausgelernt, wenn man nicht in Flandern gewesen ist. Das Gelände ganz flach, kein einziges Stückchen Wald nur Pappelreihen und kleine Büsche in großem Abstand, überall wen....... verhältnismäßig wenig Ackerland. Keine Dörfer, oder nur wenige, dafür eine Unzahl kleiner Gehöfte sodaß die Orientierung schwerfällt. Die Unterbringung auch so, daß wir sprachlos waren. Näher kann ich nicht darüber berichten, so gern ich möchte. Aber sonderbar kam es mir vor, alles, die ganze Kriegsführung ist dort erschwert durch das Flachland und das Wasser. Nun, zu tun hatten wir soviel wie noch nie, aber der Erfolg ist auch denn, daß Tommy kaum Boden gewonnen hat. Wie es auf der ganzen Angriffsfront gewesen ist, weiß ich nicht, wenn überall alles so klappt wie hier, wird auch diese Offensive wieder erfolglos bleiben. Heute, nach 5 Tagen, wurden wir durch Solf jetzt Oblt., abgelöst und wollen uns nun gründlich hier und morgen in Gent ausruhen. Man ist doch nach den wenigen Stunden Schlaf und der seelischen "Hochspannung" recht froh, mal wieder unter Menschen zu kommen. Heute die ersten Zeilen von Euch, hoffentlich geht die Post nicht immer 5 Tage. Also Marmelade kann ich ordentlich gebrauchen und ein Mittel gegen Mücken und Schnakenstiche, die mir die paar Stunden Schlaf ordentlich verkürzt haben. Ich schicke bald von mir gesparten Zucker, aber feiner, hoffentlich habt ihr Verwendung. Emma hat wohl wieder nichts zu tun, führt sie jetzt Krankengeschichte? Ihr und Euch herzliche Grüße Euer Robert Was machen die Bilder aus dem Garten? Bitte baldigst Abzüge.