Dokument

Feldpostbriefe im Ersten Weltkrieg - Äberwachte Kommunikation

Als Einstieg in das Thema "Postweg im Ersten Weltkrieg" wollen wir erst einmal klarstellen, was für eine Institution das Feldpostwesen überhaupt war.


Klicken, um Vergrößerung zu betrachten


Fakten über die Feldpost

Gleich zu Beginn des Ersten Weltkrieges nahm auch die Feldpost ihre Arbeit auf. Sie diente im Wesentlichen dazu, den Kontakt zwischen Heimat und Front aufrechtzuerhalten, da dies auf anderem Wege noch nicht möglich war. Zum Äberbringen von Befehlen und Informationen von einem Frontabschnitt zu einem anderen wurde sie weniger genutzt. Etwas mehr als 8.000 Soldaten waren "draußen" (also im Kriegsgebiet), im Kriegspresseamt und an den Prüfstellen damit beschäftigt, die vielen Päckchen, Karten, Briefe und Telegramme an den richtigen Mann zu bringen.

Während des gesamten Kriegsverlaufes wurden ca. 28,7 Mrd. Sendungen hin und her verschickt, wobei es mehr Sendungen von der Heimat zur Front (9,9 Mio. täglich) als umgekehrt (6,8 Mio. täglich) gab. In Zeiten des Krieges, war es nicht immer möglich, dass die Briefe und Pakete immer ihren Bestimmungsort erreichten. Teilweise wurden falsche und / oder unvollständige Adressenangaben gemacht. Dies kam zustande, weil sich die Adressen während des Krieges oft änderten oder die Soldaten ihre Einheit wechselten. Ein anderer Grund für das "Nichtankommen" der Sendungen war, dass Postsäcke durch eigenen oder fremden Beschuss zerstört wurden.

Klicken, um Vergrößerung zu betrachten

Feldpoststelle im Unterstand eines Schützengrabens des 2. Ersatzbataillons, Leibgarde - Infanterie - Regiment 115 (Foto: Stadtarchiv Darmstadt)


Auch in der Heimat wurde der Briefträger mit Bangen erwartet, denn oft erfuhren zum Beispiel die Eltern eines Soldaten nur von dem Tod ihres Jungen, wenn die an ihn adressierten Briefe mit dem Vermerk "tot" oder "gefallen" zurückgeschickt wurden.


Bedeutung der Feldpost für die Soldaten und ihre Freunde und Familien

Briefe zu schreiben war für die Familien und ihre an der Front befindlichen Soldaten die einzige Chance, miteinander in Kontakt zu bleiben. Die Enttäuschung der Soldaten muss riesengroß gewesen sein, wenn das lang ersehnte Päckchen oder Paket bei der Postausteilung wieder nicht dabei war. Denn dann hieß es wieder warten, warten auf das Weihnachtspaket mit den wärmenden Socken, die Karte der Freundin oder einfach nur auf ein paar aufmunternde Zeilen der Eltern. Besonders erwartet wurden vor allem die Päckchen, da sie meist Kleidung, Tabak oder Nahrungsmittel enthielten. Wenn ein solches Paket ankam und einem zudem noch versichert wurde, "den Lieben daheim geht es gut", war die Angst um die Verwandten nicht mehr ganz so groß, und man konnte sich wieder voll und ganz dem Kriegsdienst widmen.

Die Soldaten sollten durch die Briefe moralisch gestärkt werden und das Gefühl bekommen, zumindest seelisch mit ihren Angehörigen verbunden zu sein. Als gegen Ende des Krieges schon längst keine "gute Feldpost" mehr in den Heimatstädten ankam, wurden vor allem auch die sog. "Jammerbriefe" der Frauen zu einem riesigen Problem, da sie die Soldaten schlecht beeinflussten. Diese Briefe ließen sich auch durch groß angelegte Kampagnen des Kriegspresseamtes nicht stoppen. Das Amt versuchte mit Parolen: "Keine Jammerbriefe mehr. Sie sind der deutschen Frauen unwürdig", an die "Vernunft" der Frauen zu appellieren ihren Gatten doch geschönte Briefe vorzulegen. Diese Briefe hatten zu Folge, dass die ohnehin schon immense Zensur noch verstärkt wurde


Zensur der Feldpost

Bereits im ersten Kriegsmonat wurde die erste Postsperre über das Land verordnet. Es sollte die erste von insgesamt über 600 Postsperren während des ganzen Krieges sein. Immer, wenn eine Postsperre angesagt war, konnte man sich sicher sein, dass einige neue militärische Aktionen geplant waren. Während dieser Postsperren war es den Soldaten erlaubt offene Briefe abzuschicken. Diese wurden von dem rangnächsten Vorgesetzten gelesen und durften dann abgeschickt werden. Da es zu dieser Zeit noch ein ausdrückliches Briefgeheimnis gab, wurden Postsperren teilweise nur wegen der Äberwachung von bestimmten Soldaten verhängt. Die Zensur der Briefe konnten jedoch nur stichprobenhaft durchgeführt werden. Dies geschah auf sehr unterschiedliche Weise. Manche Vorgesetzten beließen es bei der Streichung von militärischen Geheimnissen, während sich andere zutiefst in intime Familienangelegenheiten einmischten. Nur Offizieren war es erlaubt ihre Briefe verschlossen abzuschicken. Aufgrund der großen Zensurunterschiede wurde beschlossen, einheitliche Prüfstellen einzurichten, die den Postverkehr in beide Richtungen überwachen sollten. Die Soldaten hatten, wenn sie "zensierenswerte" Informationen in ihren Briefen weiterleiteten, mit Arrest und Schreibverbot zu rechnen. Jedoch waren gewisse Mitteilungen sicherlich anders gemeint, als sie von den gebildeten Prüfern aufgenommen wurden. Denn, so aus einer Verfügung des 6. Armeekorps, "Einfache Soldaten wüssten sicherlich gar nicht so genau, was sie denn da schreiben würden."

Doch trotz der strengen Kontrollen wussten die Soldaten die Zensur zu umgehen. Sie gaben ihre Briefe Urlaubern mit, warfen sie aus Zügen und hofften, dass die Finder den Brief abschicken würden, oder schrieben die Informationen in verschlüsselten Worten, die nur die Verwandten verstehen konnten. Wie gesagt, die Kontrollen konnten nicht verhindern, dass die Stimmung aufgrund von Informationen immer weiter sank, und selbst die geheimsten Geheimnisse auf irgendeinem Weg weitergeleitet wurden. Denn es nützte nichts, an die Menschen zu appellieren, sie sollten nichts weitererzählen. Sie taten es eben doch.